Rheinische Post: Düsseldorfer Uni-Rektor zu Plagiatsaffäre Schavan: Fakultät hat bei Entscheidung Ermessensspielraum/ Piper verteidigt Prüfverfahren: "Vorwürfe Zeile für Zeile geprüft"

Düsseldorf (ots) – Bundesforschungsministerin Annette Schavan (CDU) muss weiter auf das Ergebnis der Prüfung ihrer Doktorarbeit auf mögliche Plagiate warten. Der Rektor der Düsseldorfer Heinrich-Heine-Universität, Hans Michael Piper, sagte der “Rheinischen Post” (Samstag-Ausgabe): “Frau Schavan hat ein Recht auf ein sorgfältiges Verfahren.” Es gelte, gerade im Fall Schavan mit großer Sorgfalt vorzugehen. Aus der Union wie aus Teilen der Wissenschaft war Kritik daran laut geworden, dass die Universität bereits seit sechs Monaten die Einleitung eines Verfahrens zur Aberkennung von Schavans Doktortitel prüft. Piper stellte sich auch hinter das Urteil eines Erstgutachtens des Düsseldorfer Hochschullehrers Stefan Rohrbacher, der Schavan in ihrer 1980 eingereichten erziehungswissenschaftlichen Doktorarbeit eine “leitende Täuschungsabsicht” vorgeworfen hatte. Rohrbacher habe “wissenschaftlich redlich” gearbeitet und berücksichtige die auch zum Zeitpunkt des Erscheinens der Doktorarbeit gültigen Regeln. “Der Text von Frau Schavan ist minutiös Seite für Seite, Zeile für Zeile analysiert worden. Es sind akribische Textvergleiche angestellt worden”, unterstrich der Hochschulrektor. Piper kritisierte seinerseits Stimmen aus der Wissenschaft, die Schavan in Schutz genommen hatten. Diese Äußerungen stammten “von Meinungsträgern”, die keine wissenschaftliche Analyse von Schavans Dissertation vorgenommen hätten. Bei der Beurteilung der Plagiatsvorwürfe gehe es jedoch nicht um die Leistungen einer verdienten Ministerin, sondern einer jungen Wissenschaftlerin. Über den möglichen Ausgang des Verfahrens wollte sich Piper, der die Rechtsaufsicht über diesen Prozess innehat, nicht äußern. Er verwies jedoch darauf, dass die zuständige Philosophische Fakultät “einen Ermessensspielraum” habe, ob der Sanktion der Arbeit auch der Titelentzug folge.

Anonym gebliebene Plagiatjäger hatten Ende April dieses Jahres im Internet Vorwürfe erhoben, Schavan habe in ihrer 1980 im Fachbereich Erziehungswissenschaften eingereichten Doktorarbeit “Person und Gewissen” aus Quellen zitiert und dies nur unvollständig oder gar nicht kenntlich gemacht. Die Bundesforschungsministerin hatte daraufhin die Universität um die Prüfung ihrer Arbeit gebeten.

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