RTL-Magazin "EXTRA" am Montag, 1.10.: Günter Wallraff bleibt dran: Was hat sich nach seinen Undercover-Enthüllungen in der Paketdienstbranche verändert?

Köln (ots) – Ende Mai dieses Jahres hatte Undercover-Spezialist Günter Wallraff mit einer bei RTL ausgestrahlten Reportage über die Arbeitsbedingungen in der Paketdienstbranche für großes Aufsehen gesorgt. Er war in die Rolle eines Paketboten geschlüpft, um mit versteckter Kamera zu dokumentieren, unter welch unwürdigen Bedingungen die Beschäftigten dort arbeiten: mit teilweise sittenwidrigen Löhnen bei täglichen Arbeitszeiten bis zu 15 Stunden so gut wie ohne Pausen. Für ihre Chefs – meist kleine Subunternehmer – blieben oftmals nur das Insolvenzverfahren und horrende Schulden.

“Menschenschinderei mit System” warf Wallraff damals dem Paketdienstriesen GLS vor, für den er vier Monate als “moderner Sklave” unterwegs war. Und während die so in die Schusslinie geratene Branche danach versprach, die Vorwürfe prüfen und Strukturen verbessern zu wollen, versprachen Günther Wallraff und RTL: Wir bleiben dran.

Am Montag, 1. Oktober, wird dieses Versprechen im RTL-Magazin “EXTRA” eingelöst: ab 22.15 Uhr zeigt Wallraff, der an diesem Tag 70 Jahre alt wird, was seine Reportage vor vier Monaten (nominiert für den Deutschen Fernsehpreis) ausgelöst hat. Nicht Undercover, sondern im direkten Gespräch mit Verantwortlichen aus der Paketdienstbranche, mit Arbeitnehmern und Gewerkschaften geht Wallraff mit seiner Co-Autorin Karla Steuckmann von “EXTRA” den Fragen nach, ob und was sich seit Bekanntwerden der Vorwürfe verändert hat. Und dabei stoßen die beiden tatsächlich auf konkrete Hinweise, dass die Enthüllungen nachhaltige Konsequenzen zur Folge haben. Ohne Ausnahme werden sie offen empfangen.

So stellt Arnold Schroven, Geschäftsführer von DPD Geopost, gegenüber Wallraff in Aussicht, dass die gesamte Branche in zwei Jahren ganz anders und arbeitnehmerfreundlicher aufgestellt sein wird. Ein für die DPD tätiger Subunternehmer bestätigt, dass er seinen Fahrern mittlerweile monatlich rund 300 Euro mehr Gehalt zahlen kann und die tägliche Arbeitszeit erheblich reduziert werden konnte. Martin Frommhold, Unternehmenssprecher Hermes, kündigt an, dass sein Unternehmen über ein Zertifizierungsverfahren durch externe Prüfer die Arbeitsabläufe verbessern und langfristig die Arbeitsbedingungen den gesetzlichen Standards will.

Rico Back, der Chef des in Wallraffs Reportage besonders angeprangerten Paketdienstes GLS, gesteht dem Undercover-Spezialisten ein: “Die Reportage, die Sie gemacht haben, hat geschmerzt, aber Sie hat trotzdem vieles bewegt bei der GLS.” Dazu Günter Wallraff: “Ich habe den Eindruck, das hat ihn persönlich sehr betroffen gemacht und er ist dabei, Veränderungen einzuleiten. In wieweit er das schafft und in wieweit die gesamte Branche das konkurrenzmäßig zulässt, muss man jetzt sehen.”

Auch Sigurd Holler von der Gewerkschaft verdi bestätigt gegenüber RTL, dass die Reportage nicht nur die Öffentlichkeit, sondern auch die Unternehmen selbst aufgerüttelt hat: “Es wird tatsächlich versucht, an den Arbeitsbedingungen der Fahrer etwas zu ändern.” Zur hartnäckigen Weiterverfolgung der Undercover-Enthüllungen sagt Holler: “Als ich wusste, dass Günter Wallraff beteiligt ist, war klar, das geht nicht spurlos vorbei. Aber dass die Unternehmen bereit sind, mit Wallraff zu reden, hätte ich mir nicht träumen lassen.”

Günter Wallraffs Zwischenbilanz: “Vorher weiß man ja nie, was man bewirkt. Ich hätte allerdings nicht damit gerechnet, dass es schon so schnell zu ersten Veränderungen kommt. Aber ich glaube, hier ist noch viel mehr zu erreichen als dass, was jetzt schon erreicht wurde. Für mich ist es deshalb eine Verpflichtung, dranzubleiben und der Branche weiter zu zu setzen, damit sich wirklich Grundlegendes ändert und die Arbeitsbedingungen auch hier gesetzlichen Standards entsprechen. Der Gesetzgeber ist in diesem Zusammenhang gefordert, die eigentlich Verantwortlichen in der Branche stärker zu kontrollieren. Die gängige Praxis, das unternehmerische Risiko und die Verantwortung in Form einer Scheinselbständigkeit an kleine Subunternehmer und Fahrer zu übertragen, muss endlich unterbunden werden.”

Sein Appell an die Verbraucher: “Wir als Verbraucher und Konsumenten sind gefordert, nicht bedenkenlos Pakete zu ordern, sondern genau hinzusehen, wo es anständige Arbeitsbedingungen gibt und wo Tariflöhne gezahlt werden. Zusammen mit der Gewerkschaft verdi entwickele ich ein Logo “FAIRschicken”, das denen verliehen werden soll, die anständige Arbeitsbedingungen haben und Tariflöhne zahlen.”

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