Mehr Armut, weniger Bildung: Coronakrise rückt das Erreichen der UN-Entwicklungsziele in weite Ferne

Mehr Armut, weniger Bildung: Coronakrise rückt das Erreichen der UN-Entwicklungsziele in weite Ferne

(Mynewsdesk) Wien – Mehr Armut und Gewalt, weniger Bildung und medizinische Versorgung – die Corona-Pandemie führt nicht nur akut, sondern auch langfristig zu drastischen Verschlechterungen für Kinder weltweit. „Das Erreichen der UN-Entwicklungsziele bis 2030 wird unmöglich sein“, sagt Luciana Dabramo, Nothilfekoordinatorin der SOS-Kinderdörfer weltweit. „Die Coronakrise macht mühsam errungene Erfolge zunichte und vor allem Kinder und Familien, die bereits vor der Pandemie benachteiligt waren, werden die größten Verlierer sein.“

Dabramo geht davon aus, dass Armut und Hunger drastisch steigen werden. Auch die Gewalt gegen Kinder nimmt im Zuge der Corona-Isolation stetig zu, während die Möglichkeit, Bildung und medizinische Versorgung zu erhalten, weiter sinkt.

Eine momentane Einschätzung der UN-Entwicklungsziele:

Armut

Seit 1990 war die Zahl der Menschen, die in extremer Armut leben, von 36 auf zehn Prozent gesunken. „Jetzt werden vermutlich aufgrund der weltweiten Wirtschaftskrise Millionen weitere Kinder und Familien mittellos werden“, sagt Luciana Dabramo. Laut Schätzungen der UN-University wird die Zahl der Menschen in extremer Armut – je nach wirtschaftlicher Entwicklung – um 80 bis 420 Millionen steigen. Noch in diesem Jahr könnte damit die Milliardengrenze überschritten werden – zum ersten Mal seit 2010.

Hunger

Schon vor Corona war die Zahl der hungernden Menschen in drei aufeinanderfolgenden Jahren wieder gestiegen. „Die Pandemie wird den Negativtrend massiv verstärken“, prognostiziert Dabramo. Viele Länder seien ohnehin schwer belastet durch den Klimawandel, Kriege oder andere Katastrophen wie beispielsweise die Heuschreckenplage in Afrika. Das Welternährungsprogramm der Vereinten Nationen (WFP) befürchtet, dass zehn Millionen weitere Kinder von Mangelernährung betroffen sein werden – ein Anstieg um 20 Prozent. Bekommen kleine Kinder zu wenig zu essen, führt dies häufig schon nach kurzer Zeit zu irreversiblen Schäden oder gar zum Tod.

Bildung

„Je länger Kinder nicht die Schule besuchen, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass sie nie wieder hingehen“, sagt Dabramo. Die weltweiten Corona-Maßnahmen hätten dazu geführt, dass zeitweise mehr als 90 Prozent aller Schüler zu Hause bleiben mussten. Gleichzeitig seien viele Familien in wirtschaftliche Not geraten, sodass Kinder mitarbeiten müssen, um Geld zu verdienen. Vor der Krise gingen neun Prozent aller Kinder weltweit nicht zur Schule. „Wir gehen davon aus, dass die Zahl steigen wird! Von unserem Ziel, allen Kindern eine hochwertige Bildung zu garantieren, entfernen wir uns gerade rasant“, so Dabramo.

Kindersterblichkeit

„Die aktuelle Krise offenbart mit aller Deutlichkeit, wie fragil die Gesundheitssysteme vieler Länder sind“, sagt Dabramo. Es sei damit zu rechnen, dass die Überlastung der Krankenhäuser in Kombination mit der zunehmenden Armut zu einem Anstieg der Kindersterblichkeit führen werde. Konnte die Zahl der jährlichen Todesfälle bei Kindern unter fünf Jahren seit 1990 von 12,7 Millionen auf rund 5,3 Millionen mehr als halbiert werden, deuten aktuelle UN-Prognosen darauf hin, dass sie wieder ansteigen könnte. Vor der Coronakrise starben täglich weltweit durchschnittlich 15.000 Kleinkinder unter fünf Jahren. Nun könnten es täglich rund 6.000 mehr sein. „Das Schlimme: Viele dieser Todesfälle sind vermeidbar. Zum Beispiel sterben zahlreiche Kinder an Krankheiten wie Durchfall. In der westlichen Welt undenkbar“, erklärt Dabramo.

Gewalt, Missbrauch, Ausbeutung

Auch das erklärte Ziel der Vereinten Nationen, bis 2030 alle Kinder vor Gewalt, Missbrauch und Ausbeutung zu schützen, wird nach Befürchtungen der SOS-Kinderdörfer nicht erreicht werden können – im Gegenteil: „Bereits in den ersten Wochen der Krise konnten wir beobachten, dass die Kombination aus wirtschaftlicher Not, Angst vor dem Virus sowie räumliche Enge weltweit zu einer Zunahme von häuslicher Gewalt geführt hat“, sagt Luciana Dabramo. Auch ausbeuterische Kinderarbeit oder Zwangsehen würden zunehmen. „In der Not wird eine Zwölfjährige eher von ihren Eltern verheiratet, als dass man sie verhungern lässt“, erklärt Dabramo.

Das Fazit der SOS-Nothilfe-Koordinatorin: „Die Coronakrise präsentiert uns die Probleme der Welt durch ein Vergrößerungsglas und es ist unmöglich, sie weiter zu ignorieren. Wir müssen dies als Chance begreifen und endlich grundlegende Dinge zum Wohle der Kinder ändern!“

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Stichwort: „Coronahilfe weltweit“

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Die SOS-Kinderdörfer sind eine unabhängige soziale Organisation, die 1949 von Hermann Gmeiner ins Leben gerufen wurde. Seine Idee: Jedes verlassene, Not leidende Kind sollte wieder eine Mutter, Geschwister, ein Haus und ein Dorf haben, in dem es wie andere Kinder in Geborgenheit heranwachsen kann. Aus diesen vier Prinzipien ist eine global agierende Organisation entstanden, die sich hauptsächlich aus privaten Spenden finanziert. Sie ist heute mit mehr als 575 Kinderdörfern und rund 2.500 weiteren SOS-Einrichtungen wie Kindergärten, Schulen, Jugendeinrichtungen, Ausbildungs- und Sozialzentren, Krankenstationen, Nothilfeprojekte und der SOS-Familienhilfe in 137 Ländern aktiv. Weltweit unterstützen die SOS-Kinderdörfer etwa 1,5 Millionen Kinder und deren Angehörige.

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