Börsen-Zeitung: Vorsicht bei der Dividende, Marktkommentar von Thorsten Kramer

Frankfurt (ots) – Mit Blick auf das neue Jahr überwiegt am Aktienmarkt vorsichtige Zuversicht. Die Frühindikatoren, so argumentieren die Optimisten, signalisierten bereits eine konjunkturelle Trendwende. Und die Impulse vom US-Immobilienmarkt, der chinesischen Geldpolitik und den brasilianischen Infrastrukturinvestitionen vor den Olympischen Spielen und der Fußball-Weltmeisterschaft 2014 würden der globalen Konjunktur nun schon die notwendigen Impulse liefern. Nur: So einfach ist die Sache nicht.

In der abgelaufenen Handelswoche fielen jenseits des Atlantiks sowohl die wöchentlichen als auch die monatlichen Arbeitsmarktdaten unerwartet positiv aus. Dies macht zweifelsfrei Hoffnung, denn damit die weltgrößte Volkswirtschaft in Schwung kommt, ist eine Belebung des privaten Konsums dringend erforderlich. Zugleich kappte allerdings die Bundesbank ihre Wachstumsprognose für Deutschland für das Jahr 2013 von bislang 1,6% auf nur noch 0,4%.

Ähnlich widersprüchlich fielen zuletzt beispielsweise die Einkaufsmanagerindizes in den Vereinigten Staaten aus: Während der Indikator des Institute for Supply Management (ISM) für den Dienstleistungssektor zur Überraschung vieler Volkswirte auf 54,7 Punkte vorrückte, fiel der Indikator für das verarbeitende Gewerbe – ebenfalls unerwartet – unter die Expansionsschwelle von 50 Zählern zurück. Selbst wenn dabei der Hurrikan “Sandy” eine gewichtige Rolle gespielt haben sollte, so zeigt sich, dass die konjunkturelle Entwicklung in den kommenden Monaten sehr schwierig zu prognostizieren ist – von konjunkturellen Risiken durch eine Zuspitzung der Lage in Nahost oder eine erneute Verschärfung der Staatsschuldenkrise in der Eurozone ganz zu schweigen.

Sehr attraktive Titel

Anlagestrategen raten deshalb mit Blick auf das neue Jahr dazu, den Sicherheitsaspekt nicht aus den Augen zu verlieren. Dies wirkt sich auch auf die Empfehlung aus, dass sich Investoren im vorherrschenden Niedrigzinsumfeld verstärkt am Aktienmarkt positionieren sollten. Erste Wahl sollen nämlich die Papiere von Konzernen sein, die nicht nur Gewinnwachstum versprechen, sondern zugleich eine hohe Ausschüttung an die Anteilseigner.

Wie attraktiv dividendenstarke Titel im Vergleich sind, zeigt sich darin, dass die Dividendenrendite im deutschen Leitindex Dax inzwischen schon oberhalb der durchschnittlichen Rendite liegt, die Unternehmensanleihen mit einer mittelprächtigen Bonitätsnote von “BBB” abwerfen. Die Dividendenrendite liegt aktuell bei 3,6%; ein jahrelang gültiges Bild hat sich damit umgekehrt. Zudem haben Analysten von Banken und Fondsgesellschaften in ungezählten Studien längst bewiesen, wie wichtig die Dividenden für den langfristigen Investitionserfolg am Aktienmarkt sind. Dabei – so unterstreicht es der aktuelle Fall Deutsche Telekom – ist es allerdings essenziell, dass die Dividende, die ein Unternehmen in Aussicht gestellt hat, letztlich auch tatsächlich fließt. Die Telekom, die sich wegen der anhaltend schwachen Kursperformance ihrer Aktie stark auf das Image eines dividendenstarken Titels fokussiert hatte, hat Investoren mit der Ankündigung, die Ausschüttung für die nächsten beiden Jahre auf 50 Cent je Aktie zu senken, jedenfalls bitter enttäuscht.

Und der Telekomsektor ist nicht der einzige, den Analysten mit Blick auf die Dividendenentwicklung zurzeit mit einiger Skepsis begleiten. So führt beispielsweise die verhaltene Entwicklung am Ölmarkt dazu, dass im europäischen Ölsektor das Gewinnmomentum nachlässt und dies auch auf die Dividendenerwartungen Einfluss haben kann.

Aus dem Kreis der Dax-Mitglieder verfügen viele Konzerne über sehr gesunde Bilanzen. Die Summe der insgesamt gezahlten Dividenden dürfte deshalb nach Einschätzung von Analysten von 26,89 Mrd. Euro im Jahr 2011 wieder in Richtung des im Jahr 2008 erreichten Rekordwertes von 28,65 Mrd. Euro steigen. Dabei sollten Anleger sich allerdings nicht allein auf den Wert der Dividendenrendite fokussieren, denn dieser kann durch einen Kursrückgang verfälscht sein. Zu beachten ist deshalb die so genannte Dividendenkontinuität eines Unternehmens. Mit dem Blick darauf finden sich im Dax allerdings eine ganze Reihe von Unternehmen, die auf Sicht der zurückliegenden zehn, zwölf Jahre die Ausschüttungen je Aktie Stück für Stück erhöht haben. Dazu zählen etwa die Deutsche Börse, Henkel, Linde und SAP. All diese Titel dürften auch für das auslaufende Geschäftsjahr zumindest eine stabile Ausschüttung leisten – ein guter Grund für Aktienanleger, zumindest bei diesen Titeln für 2013 vorsichtig zuversichtlich zu sein.

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